Ich bin heute auf einen Beitrag von Herrn Rainer Wendt, pensionierter Polizeibeamter, gestoßen und ich möchte diesen Facebookpost darstellen und persönlich bewerten:
Hier der Text von dessen deutlich mit der DPolG-verknüpften Facebookpräsenz (über 88.000 Abonnenten):
Gepostet 11.01.2020 – 13.00 Uhr
„Bei einigen Genossen ist die Kulturrevolution im vollen Gange. Auf Antrag der SPD im Münchener Stadtrat hat eine Kommission jetzt definiert, welche Straßennamen künftig als „politisch nicht korrekt“ geändert werden könnten.
Da sitzen „Experten“ beieinander und beschuldigen herausragende Persönlichkeiten, die sich in vielfältiger Weise um unser Land verdient gemacht haben, mit völlig abstrusen angeblichen Verfehlungen.
Allen voran der den Linken seit Jahrzehnten verhasste Franz-Josef Strauß. Hoch gebildet, kultiviert und staatsmännisch, hatte er alles, was den meisten Linken fehlt.
Was kommt danach? Wann werden Bücher, Opern, Theaterstücke oder Kinderlieder verboten, wann Bibliotheken angezündet?
Ich setze darauf, dass meine CSU im Freistaat alles daran setzt, diesem Irrsinn hoffnungslos geschichtsloser Banausen Grenzen zu setzen!“
Dazu das folgende Bild:
Worum geht es in der Sache?
Schaut man auf die Onlineseite auf bild.de so findet man folgenden Text:
Hunderte Straßennamen
könnten verboten werden – Hier ist die Politik
auf dem
Holzweg!
10.01.2020 – 22:58 Uhr
Strauß, Siemens, Kolumbus, Bismarck, Stresemann oder Theodor Heuss? In München sollen zahlreiche Straßennamen verboten werden. Eine Experten-Kommission hat im Auftrag der Stadt eine umstrittene Liste erstellt.
Dazu ein Bild von Franz-Josef Strauß und dem Straßenschild Franz-Josef Strauß-Ring.
Der weitere Text des Beitrages ist nicht zugänglich. Bild+ Artikel nur für Abonnenten.
Geht es wirklich um ein Verbot von Straßen mit den Namen Strauß, Stresemann, Heuss und anderen an sich doch anerkannten, wenn auch ggf. umstrittenen Politikern?
Nun, etwas Sachinformationen findet man beim googeln in einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung vom 10. November 2019. Hier wird über den Bericht einer Historikerkommission in München berichtet. Durch das Stadtarchiv München wurde eine Prüfung der Münchner Straßennamen vorgenommen. 6.177 Straßen wurden demnach überprüft. Die Kommission empfiehlt für 330 Straßen Erläuterungen, bei weiteren 40 sieht man Diskussionsbedarf. Es sollte ein Expertengremium gebildet werden, zu dem neben Fachleuten auch Vertreter der Stadtratsfraktionen zählen werden.
Als problematisch werden hier genannt: Hilblestraße (NS-belastet), Treitschkestraße (antisemitischer Historiker), Alois-Wunder-Straße (NS-belastet), Teuchertstraße, Hella-von-Westarp- und die Deikestraße (NS-belastet).
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-strassennamen-pruefung-historiker-1.4673937
Die in der Bildzeitung benannten, bekannten Politikernamen tauchen im Artikel der Süddeutschen nicht auf.
Aktuelle Informationen zum konkreten Bildartikel findet man im Internet zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
Spielt aber auch keine Rolle. Die Äußerung von Herrn Wendt und das Bild der Bildzeitungschlagzeile reicht für tausendfache Reaktion.
Das Skandalisieren, der unsägliche Vergleich mit dem Brennen der Bibliotheken, angelehnt an die Bücherverbrennung der Nazis, das reicht für solche Resonanz. Es geht gar nicht um das Diskutieren eines Sachproblems, welches ja vorher Sachinformationen vorraussetzt.
Nun kennt man so etwas von rechtspopulistischen Trollen oder dubiosen Internetseiten.
Wenn aber ein ausgebildeter Polizeibeamter, der Vorsitzende einer Polzeigewerkschaft im Beamtenbund auf solche Wortwahl und Stilmittel zurückgreift und dafür tausendfachen Beifall auf Facebook bekommt, dann wird es Zeit, sich Sorgen zu machen.
Ich habe es in Sachen unsachlichen Emotionspopulismus des Herrn Wendt schon einmal geschrieben: Die Geister, die der Mann ruft, bestärkt und unterstützt, werden uns als Polizei auf der Straße und an der Basis noch ganz viel Ärger bereiten. Er gefährdet durch das Anheizen mit seiner emotionalen Empörungsrethorik das sachliche, friedliche und einvernehmliche Problemlösen. Wer durch die Facebookrethorik des Herrn Wendt vorgeprägt wird, mit dem ist ein Sachgespräch zum Thema deutlich schwerer möglich. Ich nenn das Demagogie im heutigem Wortsinn. https://de.wikipedia.org/wiki/Demagogie
Beachtet bitte, der Mann erzielt Resonanz. Einfach mal auf die „sozialen“ Rückmeldungen seines Beitrags schauen:
Nichts kommt von ungefähr, es gibt immer Wegbereiter, Leute die aktiv handeln, Leute die unterstützen, Leute die wegschauen, Leute die widersprechen und am Ende Menschen, die die Suppe auslöffeln müssen.
Persönliche Meinung: Ralf Hermes, Berlin, 12.01.2020