„Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ mit diesem Satz des Fuchses an den kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupery eröffnete der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Ralf Meister, die Predigt. Es folgte eine Geschichte über Vertrauen, die Mutter, die ihr Kind das erste mal alleine zum Kaufmann schickt und ermahnt, dieses und jenes bloß nicht zu tun. Das Kind antwortete : „Vertrau mir Mutter“. Geht los, kämpft mit der Angst und den Geistern auf dem Weg. Kehrt wohlbehalten zurück.
Der Text der Predigt sprach mich an, aber noch mehr bewegte mich das Bild des Kollegen in Uniform drei, vier Bänke vor mir in der Reihe. Er hatte seinen ca. 10 Jahre alten Sohn mitgebracht und gemeinsam lauschten sie den Worten des Bischofs. Eine tatsächliche Version des Bildes „Auch Mensch“ – ganz real vor mir. Meine Gedanken wanderten zu den eigenen, mittlerweile erwachsenen Kindern. Zu den Momenten, wo wir sie damals mit Sorge losgeschickt haben, das erste Mal. Vertrauen gehabt hat, wie so viele Male danach. Es wurde nie enttäuscht. Ein Segen.
Es ging in dem Gottesdienst noch viel um Vertrauen, um Führung, um Verantwortung – in der Polizei – gegenüber den Mitarbeitern. Es gab gute Texte, ein schönes Orgelspiel und wirklich gut die Musikdarbietung einer kleinen Abordnung des Polizeiorchester Niedersachsen.
Wenn ich irgend kann, gehe ich einmal im Jahr zu diesem Gottesdienst, den die Apostel- und Markus-Gemeinde Hannover gemeinsam mit dem Kirchlichen Dienst in Polizei und Zoll. Im November – zur Ruhe kommen. Sich besinnen.
Es kommt dann der Moment, ab dem die Namen der in diesem Jahr aus dem aktiven Dienst verstorbenen Kolleginnen und Kollegen verlesen werden. Für jeden wird ein Licht angesteckt. Ein Kollege aus meinen Dienstbereich war auch mit dabei. Das Gesicht kommt noch einmal zurück vor Augen.
Die Alterszahlen werden genannt. Die meisten der Verstorbenen sind zwischen 50 und 60 Jahre. „Lass uns aufeinander aufpassen“, flüstert mir mein Banknachbar und Freund ganz leise zu. Wir haben wohl die gleichen Gedanken
Es sind auch zwei ganz junge Kollegen der Polizeiakademie unter den Verstorbenen, noch etwas jünger als die eigenen Kinder. Schrecklich.
Es ist ein Segen und ein Glück, hier sitzen zu dürfen. Ich bin still und bedanke mich in Gedanken bei allen, die diese Veranstaltung ermöglicht haben.
Dann wird gesammelt. Die Kollekte ist für die Polizeistiftung Niedersachsen. Ralf Leopold trägt als Geschäftsführer in der ihm eigenen, ruhigen, aber fröhlichen Art den Sinn der Stiftung noch einmal vor.
Es gibt viel Gutes, in dieser unserer Polizei. An Tagen wie diesen, wird einem das besonders bewusst.
Schnell aber ist der Moment der Besinnung auch wieder vorbei. Bei Tee, Gemüsekuchen und Austausch geht es um die Alltagsthemen und Herausforderungen im Beruf.
Zu Hause, beim Tippen dieser Buchstaben, kommt noch einmal das Gefühl der Ruhe, der Nachdenklichkeit, aber auch des Glücks zurück. Ralf Hermes, 20.11.2019