Eine hilfsbereite, bürgernahe Polizei zu sein – auch heute gilt das Ideal der Weimarer Republik (1918-1933).
Doch wie schnell sich ein Anspruch in der täglichen Wirklichkeit verlieren kann, das zeigt die Geschichte: Blutige Straßenkämpfe zwischen politischen Gegnern zersetzen die junge Demokratie. Die Polizei wird durch die Gewalt gefordert und ist nicht selten überfordert. 1933 kommt das Ende der ersten deutschen Republik und die Polizei wird von der nationalsozialistischen Diktatur für ihre Zwecke instrumentalisiert. Lernen Sie die widersprüchliche Geschichte der Polizei in der Weimarer Republik kennen. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den Regionen des heutigen Niedersachsens. Originale Exponate aus der Sammlung des Polizeimuseums Niedersachsen laden zu einer besonderen Zeitreise ein.
Umfangreiche Hintergrundinfos zur Ausstellung gibt es hier:
Folgender Vorträge werden im Rahmen der Veranstaltung angeboten:
Donnerstag, 17.10.2019, 18:30 Uhr in die Historischen Rathaushalle Hildesheim, Markt 1, 31134 Hildesheim
„Arbeitsalltag, Erfolge und Schicksale am Beispiel einzelner Polizeibeamter der ersten Deutschen Republik.“
In der Weimarer Republik gründeten sich die ersten Polizeigewerkschaften in Deutschland. Die Akteure aus den Mannschaftsdienstgraden setzten sich für einen grundlegenden Umbau einer bis dahin stark autoritären Kaiserpolizei hin zu einer die Bürgerrechte stärker berücksichtigenden Republikpolizei ein. Sie erreichten eine Zivilisierung und Demokratisierung im Innenverhältnis. Anhand von Beispielen wird der Arbeitsalltag von Polizeibeamten mit den damaligen Risiken und Belastungen des Berufes erläutert. Konkrete Persönlichkeiten und persönlichen Schicksale einzelner Akteure werden vorgestellt.
Ein Vortrag von Ralf Hermes, Vorsitzender der Bezirksgruppe Göttingen der Gewerkschaft der Polizei (GdP)
Donnerstag, 24.10.2019, 18:30 Uhr: „Die Polizei in der Weimarer Republik“, Ein Vortrag von Dr. Dirk Götting, Ausstellungskurator und Leiter des Polizeimuseums Nienburg der Polizeiakademie Niedersachsen
Man könnte fragen, was interessiert mich das? Ich lebe im Jahr 2019 – die 14 Jahre Weimarer Republik sind schon lange Geschichte und unbedeutend. Ich würde sagen, nichts ist selbstverständlich! Nicht unsere heutigen Arbeitsbedingungen, nicht unser Führungsverständnis und das Zusammenwirken von Führung und Mannschaft, nicht der verhältnismäßige Frieden auf unseren Straße und das Fehlen von Hunger und Krieg. Wer was bewirkte, daran soll erinnert werden. Im guten, wie im bösen. Die Leistungen der Gewerkschafter damals sind fast vergessen. Sie aber legten die Grundlagen für unsere heutige Polizei. Wer sich mit der Weimarer Republik beschäftigt, der bekommt Angst – es zeigen sich so viele Parallelen auf – noch sind wir am Anfang, noch könnten wir uns zumindest etwas darauf einstellen, was (wieder) kommen könnte.